Wenn man den lieben Kleinen zu viele Märchen erzählt

 

 

 

Der Abend hatte es sich im Vorgarten gemütlich gemacht und die Sternlein spielten Verstecken. Leicht wie Federn schaukelten unzählige Schneeflocken am Fenster des kleinen Max vorbei.

 

Fest drückte er die Nase an die Scheibe.

 

„Mutti, Mutti, die Frau Holle ist aufgestanden!“ rief er aufgeregt. „Die Mutter kam ins Zimmer und drückte ihre Nase neben die ihres Buben. „Nein, das ist nicht Frau Holle! Sie schüttelt nur am Morgen ihre Betten aus. Es schneit.“ sagte sie.

 

„Und warum schneit es?“ fragte Max.

 

„Weil es draußen kalt geworden ist.“

 

„Und warum ist es draußen kalt geworden?“ wollte er nun wissen.

 

„Weil vor Weihnachten der Winter anfängt.“

 

„Und warum fängt der Winter vor Weihnachten an?“

 

„Weil morgen der Weihnachtsmann kommt und er seine Geschenke nur mit dem Schlitten zu den Kindern bringen kann, und dazu braucht er Schnee.“

 

„Und wo kommt der Schnee her?“

 

„Aus den Wolken!“

 

„Und wo sind die Wolken? Ich kann sie nicht sehen.“

 

„Da oben, wo die Frau Holle wohnt!“ sagte die Mutti schon ein bißchen genervt und zeigte mit dem Finger in die dunkle Nacht

 

„Und was macht die Frau Holle dort oben?“

 

„Sie schüttelt ihre Betten aus!“

 

„Und warum tut sie das?“

 

„Damit das Bett nach dem Schlafen wieder angenehm kuschelig wird.“

 

„Und dann schneit es!“ freute sich Max.

 

„Ja, doch!“

 

„Siehst du, dann ist Frau Holle doch gerade aufgestanden!“

 

 

 

 

 

Gabriele Thalmann